Im Fachverband entwickeln und überprüfen wir gemeinsam Qualitätsstandards für die gender_diversity-kompetenten Bildung und Beratung. Dabei berücksichtigen wir verschiedene Qualitätsebenen. Unsere Standards werden regelmäßig in den Regionalgruppen überarbeitet und jährlich vom Vorstand und durch den Zertifizierungsausschuss aktualisiert.
1. Leitungsqualität (Trainings)
- Die Trainer*innen nehmen eine diversitybewusste, diskriminierungssensible Haltung ein. Eine diversitybewusste Haltung reflektiert Machtverhältnisse, ist rassismus- und sexismuskritisch, genderreflektiert und abelismus-bewusst.
- Die Trainer*innen sind sich ihrer eigenen Positioniertheit im Kontext gesellschaftlicher Machtverhältnisse bewusst und arbeiten transparent und reflektiert damit.
- Die Trainer*innen berücksichtigen unterschiedliche Positionierungen (Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen) im Raum und machen diese für alle Teilnehmenden bewusst.
- Die Trainer*innen sind für die Möglichkeit der Wiederholung von Diskriminierungserfahrungen (Retraumatisierung) sensibilisiert und intervenieren entsprechend klar bei Verletzungen im Sinne eines sicheren Raums.
- Die Trainer*innen nehmen regelmäßig an kollegialer Beratung teil, um die eigene professionelle Haltung und Praxis kontinuierlich zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
- Die Trainer*innen und Berater*innen weisen ihre Kompetenz anhand von Zertifizierungen und Qualifizierungen nach.
2. Programm- und methodische Prozessqualität
- Methoden und Übungen werden von den Trainer*innen intersektional reflektiert und entsprechend gestaltet.
- Es besteht das Prinzip der Freiwilligkeit für die Teilnahme an Sensibilisierungsübungen.
- Es erfolgt eine theoriebasierte Reflexion von Inhalten sowie deren kontinuierliche Erweiterung und Aktualisierung durch die Trainer*innen.
- Die Inhalte sind praxisorientiert und an die Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder der Teilnehmenden und der Organisation gekoppelt.
- Voraussetzung für einen Prozess der qualifizierten Auseinandersetzung ist ein Zeitumfang von mindestens 6 Stunden, im Idealfall soll ein Gender_Diversity Training 1,5 bis 2 Tage umfassen.
- Ein Training, in dem es um praktisches Erarbeiten und Einüben von neuen Arbeitsweisen geht, wird bei mehr als 12 bis 15 Teilnehmenden von zwei Trainer*innen angeleitet.
3. Strategiequalität
- Zur Implementierung und Verstetigung von Gender_Diversity Prozessen verfolgt die Organisation eine Top-Down Strategie, die gender_diversitygerechte Ziele und Maßnahmen beinhaltet. Es besteht der klare und politisch verbindliche Wille und Verantwortungsübernahme durch die Führungskräfte. Die gleichstellungspolitisch relevanten Ergebnisse aus Training und/oder Beratung werden dokumentiert und an die Teilnehmenden und Mitarbeitenden kommuniziert.
- Zur Verankerung in die Breite und Tiefe verfolgt die Organisation eine Bottom-Up-Strategie. Diese bewirkt die Partizipation der Mitarbeitenden im Prozess, ggf. auch der Zielgruppe der Organisation.
4. Ressourcenqualität
- Es existiert eine eindeutige Struktur in der Prozesssteuerung: z. B. durch eine autorisierte Steuerungsgruppe.
- Zur nachhaltigen Verankerung von gender_diversity-Kompetenzen in der Organisation werden Personalentwicklungsmaßnahmen angeboten, wie Coaching für Führungskräfte oder/und Trainings und Beratung für Mitarbeitende.
5. Qualität der Organisationsentwicklung und der Evaluation
- Es erfolgt eine gender_diversityorientierte Leitbildentwicklung sowie die Entwicklung von Gender_Diversity Zielen in der Organisation.
- Vereinbarte Gleichstellungsmaßnahmen werden durch Reporting und Monitoring begleitet und regelmäßig anhand von standardisierten Verfahren evaluiert.
Weitere Standards für die Durchführung von Beratung und Trainings im Kontext von Gender Mainstreaming:
Gender Mainstreaming als gleichstellungspolitische Strategie fokussiert auf Gleichstellung und auf Geschlecht als Strukturkategorie. Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter. Im Fokus stehen Ergebnisse und Wirkungen von Politik, Organisations- und Verwaltungshandeln.
- Die Trainer*innen/Berater*innen verfügen über eine genderreflektierte und diskriminierungssensible Haltung, die Geschlecht und geschlechtliche Vielfalt berücksichtigt und von Konstruktionsweisen von Geschlecht und der Wirkungsmächtigkeit von geschlechtlichen Zuschreibungen ausgeht.
- In der Beratung wird Geschlecht als Analysekategorie verstanden, dabei wird die ungleiche Verteilung von Ressourcen, Chancen und Risiken auf der biografischen Ebene im Lebensverlauf aufgrund unterschiedlicher geschlechtlicher Zuschreibungen erfasst und reflektiert. Die ungleiche Verteilung von Ressourcen innerhalb der Organisation wird analysiert und reflektiert, mit dem Ziel der Herstellung von Chancengleichheit.
- Die Vermittlung von Gender_Diversity-Kompetenz beinhaltet fach- und sachbezogenes Gender-Wissen sowie die Reflexion der Konstruktionsprozesse von Geschlecht (Doing Gender, Geschlechterstereotype). Ausgangspunkt ist ein ganzheitlicher, intersektionaler Gender-Begriff (gender_diversity)
- Darüber hinaus gelten die Standards 1. – 5.
Weitere Standards für die Durchführung von Beratung und Trainings im Kontext von Managing Diversity
Wir verstehen Managing Diversity als eine organisationsbezogene Strategie, die auf Antidiskriminierung und Chancengleichheit in der Organisation abzielt, um die Organisationskultur nachhaltig zu verändern. Insofern ist Managing Diversity immer an eine Organisationsentwicklung gekoppelt.
- Die Trainer*innen/Berater*innen sind mit den Machtwirkungen der Kategorien sozialer Ungleichheit, bzw. der Diversity-Dimensionen (AGG und darüber hinaus) vertraut und analysieren diese mit Blick auf die jeweilige Organisation.
- Die Trainer*innen/Berater*innen verbinden eine diversitybewusste, diskriminierungssensible Haltung mit der Entwicklung positiver Maßnahmen im Sinne des AGG.
- Darüber hinaus gelten die Standards 1. – 5.