Dem Selbstverständnis des Fachverbandes liegt ein intersektionales Verständnis von Gender_Diversity zugrunde. Dabei gehen wir von der Konstruktion sozialer Kategorien und der damit verbundenen sozialen Ungleichheit als Machverhältnis, also (Mehrfach-)Diskriminierung, bzw. Privilegierung aus.
Schreibweise
Die Verwendung von wahlweise Unterstrich/gap oder Asterisk steht für einen Ansatz mehr als zwei Positionen sichtbar zu machen und anzusprechen – und Diskriminierungen entgegenzuwirken. Zudem soll diese Schreibweise auf die Herstellung von Identitätskategorien durch Unterscheidungakte und damit auch auf den Prozesscharakter von Identifikation und Differenzierung verweisen.
Wir schreiben Gender_Diversity mit Unterstrich, um zu verdeutlichen, dass „Gender“ und „Diversität“ nicht als zwei klar voneinander abgrenzbare, unabhängige, oder in ein hierarchisches Ordnungsverhältnis zu reihende Kategorien zu begreifen sind. Wir verstehen Gender_Diversity vielmehr als immer schon unauflösbar verknüpfte, temporäre Produkte interdependenter Prozesse der Differenzierung. Entgegen Vorstellungen von ‚Gegebenheit‘ oder Eindeutigkeit wollen wir damit die unumgängliche Uneindeutigkeit jeglicher Identitäts- bzw. Differenzkonstruktion betonen und Grenzziehungen als Prozesse der Herstellung von Differenz verdeutlichen.
Vgl:
Herrmann, Steffen Kitty (aka S_he) (2003): Performing the Gap – Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung. In: Arranca! Nr. 28, November 03, S. 22–26;
Lummerding, Susanne (2009): Mehr-Genießen: Von nichts kommt etwas. Das Reale, das Politische und die Produktionsbedingungen – Zur Produktivität einer Unmöglichkeit, in: Barbara Paul, Johanna Schaffer (Hg.), Mehr[wert] queer. Visuelle Kultur, Kunst und Gender-Politiken, Bielefeld: transcript, 199–210;
Hornscheidt, A. Lann (2007): Sprachliche Kategorisierung als Grundlage und Problem des Redens über Interdependenzen. Aspekte sprachlicher Normalisierung und Privilegierung. In: Walgenbach, Dietze, Hornscheidt, Palm: Gender als interdependente Kategorie, Opladen.